Ein Jahr Klimakooperation Fischereihafen

Solide Basis für klimafreundlichen Fischereihafen geschaffen: Climate Cooperation Fischereihafen (CCF) legt erste Pläne für CO2-neutrales Gewerbegebiet vor

Bremerhaven – Die Klimakooperation Climate Cooperation Fischereihafen (CCF) hat in kurzer Zeit eine solide Basis dafür geschaffen, das gesamte Gewerbegebiet ab 2030 CO2-neutral zu betreiben. Diese zufriedene Bilanz haben die an der Initiative beteiligten Unternehmen in einer Veranstaltung zum einjährigen Bestehen der Kooperation gezogen. Frau Fanny Spinnewyn von der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation hebt das hervorragende Engagement der Unternehmen und Institutionen vor und stellte eine weitere Unterstützung des Landes in Aussicht. Oberbürgermeister Melf Grantz sicherte in einem schriftlichen Grußwort zu, die Stadt werde im Schulterschluss mit der Klimakooperation Lösungen für die jetzt anstehenden Aufgaben finden.

Die Klimakooperation war im März 2023 von fünf namhaften Unternehmen aus dem Fischereihafen und der FBG ins Leben gerufen worden. Mittlerweile gehören ihr 37 Firmen und Institutionen an. Dieser beispielhaften Zusammenarbeit aller Beteiligten ist es zu verdanken, dass in dem ersten Jahr der CCF eine verlässliche Basis für eine Umsetzung der CO2-Neutralität geschaffen wurde.

Windenergieanlagen, Photovoltaikanlagen und Energieeffizienzmaßnahmen spielen definitiv eine große Rolle im künftigen Energiekonzept des Fischereihafens. Inwieweit Wasserstoff, synthetische und biogene Energieträger Verwendung finden werden, lässt sich zurzeit noch nicht genau benennen. Hierfür sind weitere Analysen von erforderlich. Ein weiteres großes Potenzial für den Klimaschutz sieht die Kooperation in optimierten Mobilitätsangeboten für die rund 9100 Beschäftigten im Fischereihafen. Die detaillierte Arbeit in den Arbeitsgruppen „unterstreicht den Willen der Wirtschaft im Fischereihafen, wirklich etwas für den Klimaschutz zu bewegen“, betonte FBG-Geschäftsführerin Petra Neykov. Die FBG moderiert als neutrale Institution die Arbeit der Unternehmensinitiative, die in dieser Form als bundesweit einmalig gilt.

Strom aus Photovoltaik und Windenergie

Die durchgeführten Potenzialstudien weisen darauf hin, dass ca. 105 GWh pro Jahr wirtschaftlich und realistisch mittels Photovoltaik und Windenergie vor Ort im Fischereihafen gewonnen werden können. Diese Menge entspricht ungefähr 80% des bisherigen jährlichen Stromverbrauchs des Hafens. Weiterer Stromverbrauch entsteht, wenn der derzeitige Gasverbrauch der Unternehmen sowie der noch nicht bezifferte Treibstoffbedarf für den Verkehr im Gewerbegebiet durch elektrische Energie ersetzt wird. Die notwendigen Stromerzeugungsanlagen, die es ermöglichen, den gesamten erwarteten Stromverbrauch abzudecken, müssen neben der Stromproduktion im Fischereihafen zukünftig auch Stromerzeugungsanlagen außerhalb des Fischereihafens errichtet werden. Die Finanzierung des erwarteten nicht unwesentlichen Investitionsbedarfes ist noch offen. „Wir sollten darauf achten, dass wir die Wertschöpfung im eigenen Haus behalten“, riet Petra Neykov der Klimakooperation.

Kern der weiteren Arbeit in der Kooperation ist ein so genannter Digitaler Zwilling des Fischereihafens. Dieses simulationsfähige Modell des Fischereihafens wurde auf Basis der anonymisierten Lastprofile der Energieverbräuche der Unternehmen im Hafen erstellt. Mittels einer speziellen Software lässt sich unter anderem überprüfen, welche Veränderungen in der Energieversorgung welche Kosten-Nutzen-Relation erreichen. Die Entwicklung dieses Systems sowie die bisher vorgenommenen Analysen wurden aus Fastlane-Mitteln des Landes Bremen finanziert. Die Sacharbeit wird von den Mitgliedsfirmen getragen, deren Beschäftigte sich in den Arbeitsgruppen zusätzlich zu ihren eigentlichen Tagesaufgaben engagieren. Auch dieses außerordentliche Engagement wurde vielfach auf der Jubiläumsveranstaltung im Fischbahnhof hervorgehoben.

Aushängeschild für Stadt und Land

Die Klimakooperation Fischereihafen setzt bei ihrem ambitionierten Vorhaben weiterhin auf die Unterstützung der Politik im Land Bremen und in Bremerhaven. Dabei vertrauen die Beteiligten nicht nur darauf, dass die Klimaziele des Landes und der Stadt sowie der Initiative praktisch deckungsgleich sind. „Wir haben die Chance, ein Aushängeschild für Stadt und Land zu schaffen“, betonte Peter Jetz, Geschäftsführer von Norddeutsche Solar Ceramics, „wenn wir erfolgreich sind, werden sehr viele andere Unternehmen in Deutschland diesen Weg gehen.“ Der Steingut-Produzent gehörte mit den Lebensmittelherstellern Frosta, Deutsche See und Iglo sowie der Firma Holz Cordes zu den Initiatoren der Kooperation.

Derzeit ist unklar, in welchem Umfang und in welchem Zeitfenster das Land die weitere Umsetzung der nun vorliegenden Planung finanziell unterstützen kann. Dass das Bundesverfassungsgericht Ende 2023 den Nachtragshaushalt des Bundes kippte, hat auch Folgen für die Haushaltsverhandlungen im Land Bremen. Eindringlich appellierte die FBG-Geschäftsführerin an die Wirtschaft, sich an dieser Stelle finanziell an der Fortsetzung der Arbeit zu beteiligen. Aufgrund der Bedeutung des Projektes besteht die Hoffnung, dass auch das Land sich dann wieder an der Finanzierung beteiligt.

Optimierung der Mobilitätsangebote

Dass auch kleine Beiträge große Wirkungen zeigen können, wissen die Mitglieder der Klimakooperation aus den Ergebnissen der Arbeitsgruppe Mobilität. Deren Potenzialanalyse zeigte auf, dass etwa 60 Prozent der im Fischereihafen Beschäftigten im Umkreis von zehn Kilometern um den Arbeitsplatz wohnt. Dennoch fahren die meisten mit dem eigenen PKW zur Arbeit. Dies könnte nicht nur durch ein verbessertes Angebot im Öffentlichen Personennahverkehr nachhaltig geändert werden. Einen weiteren Beitrag würde der Studie zufolge ein System leisten, mit dem sich Mitfahrgelegenheiten für die Beschäftigten zuverlässig organisieren ließen.

Foto: Akteure der Klimakooperation Fischereihafen (CCF) mit einem wasserstoffbetriebenem Stapler. Von links: Timo Mahler (Deutsche See), Dr. Alexander David (FBG), Ralf Finck (Frosta), Peter Jetz (Norddeutsche Solar Ceramics), Olaf Schröder (FBG), Prof. Dr.-Ing. Gerhard Schories (ttz)
© FBG mbH

 

Mehr zur Klimakooperation Fischereihafen: ccf.fischereihafen.de

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